Wilde Zeiten - durch die wir gehen.
Gerade jetzt wird sichtbar, wie gering unser Selbstversorgungsgrad in der Region wirklich ist – obwohl seit Jahren die Worte „Regionale und saisonale Küche“ ständig bemüht werden.
Wir müssten landwirtschaftlich eine so vielfältige Kulturlandschaft um uns herum sehen, wenn dieses „Regional“ wirklich stattfinden würde.
Seit Beginn der Einschränkungen durch den Corona Virus nehmen wir auf unserem Hof ganz viele neue Menschen wahr. Das Interesse an regionalen Produkten scheint zu steigen.
Wir hören im Hofladen immer wieder, dass Leute nicht mehr gerne im Supermarkt einkaufen. Auch dass sie die viele Zeit zum Nachdenken genutzt haben, um für sich erste Konsequenzen - die sie ganz direkt umsetzen können - zu beschließen. Und dass ist für viele, neben der Frage „was brauche ich wirklich im Leben?“, auch die bewusste Entscheidung, wo kaufe ich wie ein und was unterstütze ich damit.
Wir sehen die Aufgabe unserer Bio-Landwirtschaft darin, durch unsere Arbeit unseren Anteil an einer regionalen, nachhaltigen Versorgung beizutragen.
Was anfänglich nur mit der Idee der Selbstversorgung begann, hat sich Schritt für Schritt dahin entwickelt, nicht nur uns sondern auch andere Menschen mit hochwertigen, ökologischen, vor Ort hergestellten Lebensmitteln zu versorgen.
Es ist uns allen seit Jahren bekannt, dass unser Lebensstil weit über das hinausgeht was uns wirklich zusteht und auch darüber hinaus, was uns wirklich gut tut, sprich zufrieden sein lässt.
Viele unserer Kunden erzählen uns sie haben förmlich darauf gewartet, dass irgendetwas dieses Rad, dass sich für uns alle viel zu schnell gedreht hat, zum Stehen bringt. Keiner hatte eine Vorstellung, wie das funktionieren kann. Jetzt, durch die Lock-Down-Maßnahmen, fühlt es sich aber irgendwie so an, als könnte man endlich mal wieder durchatmen. Wir können nur immer wieder beobachten wie weit der Rhythmus der Natur von dem Puls unseres gesellschaftlichen Lebens, dass wir ALLE mitgestalten, entfernt ist.
Wenn wir jetzt alle klug handeln, können wir eine wirkliche Veränderung herbeiführen. Es ist an der Zeit aufzuwachen.
Nicht nur der Versiegelung landwirtschaftlicher Nutzflächen gilt es entgegen zu wirken. Auch das Eingreifen in die so wichtigen Brachflächen, in die wilde, ungenutzte Natur müssen wir überdenken. Müssen bzw. dürfen wir überall unseren Nutzen ziehen? Sind es nicht gerade diese unberührten Orte die einen enormen Wert für das Gleichgewicht des großen Ganzen schaffen? Unsere Schöpfung ist ein so wunderbares Gefüge, dass uns bei einer nachhaltigen Bearbeitung sowieso reich beschenkt.
Im urbanen Raum gehen aufgrund des Städtewachstums tagtäglich ökologisch, wie sozial wertvolle Flächen verloren.
Diesem Trend können wir nur entgegenwirken, wenn wir alle unsere täglichen Kaufentscheidungen überdenken.
Unser Konsum hat große Auswirkungen. Woher kommen meine Lebensmittel? Welches Gemüse und Obst hat Saison? Wen unterstützte ich mit meinem Einkauf?
Solche Fragen sollten unser Einkaufsverhalten bestimmen! Hier reicht es wirklich nicht aus, nur in den nächsten Bio-Laden zu gehen, um mein ökologisches Gewissen zu beruhigen.
Wäre es nicht schöner, wenn die Erdbeersaison etwas ganz Besonderes im Jahr ist? Oder die Tomatensaison? Aber dafür mit viel Geschmack!
Wäre es nicht stimmiger, wenn die Landwirte um uns herum, mit den Menschen, für die sie ihre Arbeit machen, in Kontakt kämen?
Wir haben die Vision, dass sich jetzt ganz viele kleine Bio-Vielfalts-Landwirtschaften entwickeln.
Diese brauchen den notwendigen Raum für ihr Tun, die notwendige Akzeptanz für den enormen Zeitaufwand ihrer Arbeit und eine von der Gemeinschaft getragene, weil von ihr gewollte Überlebensfähigkeit.
Zu dieser Vision gehört auch, dass die wertvollste Lebensgrundlage überhaupt, nämlich fruchtbarer, humusreicher Boden nicht versiegelt, sondern gepflegt und aufgebaut wird. Ebenfalls können wir jetzt unsere direkte Umgebung mitgestalten und zeigen, dass es für uns als Gemeinschaft wichtig ist, uns vor Ort mit hochwertigen Lebensmittel versorgen zu können.