15.08.24 - Wissenschaft belegt Biodiversität bei Englhorn: wir gratulieren!

Viele von uns erinnern sich an den Besuch im Rahmen der Gruppenreise der Genussgemeinschaft im Mai 2024 bei unserem Partnerbetrieb (Fördermitglied) Englhorn in Schleis im Oberen Vinschgau. Alexander und Sonja Agethle halten und züchten Original Braunvieh, dessen Milch in der eigenen Hofkäserei zu feinem Käse verarbeitet wird, der im Hofladen erworben werden kann. Als weiteren Erwerbszweig bauen die Agethles auf eigenen Ackerflächen im Bereich der Malser Haide verschiedene Getreidesorten an, hauptsächlich Dinkel und Emmer. „Das Vinschgau war einmal die Kornkammer Tirols“, erinnert Alexander Agethle, und insofern knüpft er an eine alte Ackerbautradition an. Ein Teil des produzierten Getreides wird für die familieneigene Brotversorgung benötigt, ein Teil ab Hof verkauft und ein Teil an einen Bäcker, den Hoader Bäck, geliefert. Das anfallende Stroh „fließt“ in den Kreislauf der Viehwirtschaft als Einstreu und wird zu Kompost verarbeitet.

Ein Getreideacker der Agethles war nun im Jahr 2023 Objekt einer detaillierten Untersuchung durch ein Team des „Biodiversitätsmonitorings Südtirol“ vom Institut für Alpine Umwelt, Eurac Research. Das ist ein wissenschaftliches Langzeitprojekt mit dem Ziel, die Entwicklung der gesamten Südtiroler Biodiversität aufzuzeigen.

Im Juli 2024 hat Eurac nun die Ergebnisse des Monitorings „ihres Ackers“ präsentiert: Dokumentiert wurden dort sechs Arten von Fledermäusen, 14 Arten von Vögeln, zehn Arten von Tagfaltern, fünf Arten von Heuschrecken und 50 Arten von Gefäßpflanzen (im wesentlichen Gräser und Blumen). Dazu wurde natürlich eine detaillierte Liste der gefundenen Arten präsentiert.

„Ich weiß nicht ob das viel, wenig oder normal ist; hab aber eine riesige Freude mit diesem Ergebnis“, so die erste Reaktion von Alexander.

Die Freude war berechtigt, das hat die nachträgliche Interpretation der Ergebnisse durch die Eurac erwiesen. „Bei den Vögeln fällt etwa die Anwesenheit von typischen Wiesen-Arten, z.T.  bodenbrütenden Arten, auf (Goldammer, Neuntöter, Feldlerche). Es zeigt sich, dass die Malser Heide ein wichtiger Lebensraum für diese Arten ist“, so Eurac Mitarbeiter Andreas Hilpold. Und weiter: „Das Tagfalter- und Heuschrecken-Artenspektrum entspricht jenem von einer Wiesen-Acker-Landschaft. Typisch dafür sind Kleines Wiesenvögelchen oder Kleiner Feuerfalter.“

Und etwas Grundsätzliches: „Die Artenvielfalt in einem Getreidefeld ergibt sich zu einem großen Teil sicher auch durch die Lebensräume in der direkten Umgebung – ganz anders als in stärker ackergeprägten Landschaften in Europa. Die Lebensgemeinschaften innerhalb der Ackerflächen ist in der Regel mäßig divers, besondere Arten findet man oft eher im Randbereich. Im Falle deines Ackers spielt natürlich die Lage innerhalb der Malser Haide eine wichtige Rolle.“ Eurac betont in Bezug auf Agethles Ackerfläche die hohe Bedeutung des Ackerrandstreifens, insbesondere für die Vielfalt bei den Gefäßpflanzen, gegenüber der eigentlichen Ackerfläche.

Wichtig die Zusammenfassung. „Abschließend möchte ich betonen, dass extensive Getreideflächen definitiv eine Bereicherung für die Gesamtbiodiversität der Landschaft sind.“

Die Agethles haben damit auch einen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass das von ihnen praktizierte Wirtschaften im größtmöglichen Einklang mit der Natur der richtige Weg ist. Viele Arten, die ihren Lebensraum in den Rückzugszonen der Malser Haide haben, fühlen sich auch auf Flächen wohl, die ökologisch nachhaltig bewirtschaftet werden und dazu tragen viele Kollegen bei betont Alexander. Kleinstrukturierte Familienbetriebe sind der Reichtum der Region Oberer Vinschgau“.

Autor: Hansjörg (Jorgo) Brey



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