01.09.21 - Genussgemeinschaft News 09-21

Liebe Mitglieder und Freunde der Genussgemeinschaft,
 
wir widmen uns heute dem Thema „Handel“ im Biobereich.
Markus Hahnel hat dazu recherchiert und diesen Artikel geschrieben.
Ernüchternd und wieder einmal zeigt sich, dass es Alternativen gibt und dass wir kritisch und mit offenen Augen aufpassen, was in unseren Einkaufskorb kommt an guten, sauberen und fairen Lebensmitteln.
 
 
Wandel durch Handel  – bio, aber ganz schön konventionell!
Das mit dem Wandel durch Handel war allgemeingültiges Wunschdenken im Umgang mit autoritären und autokratischen Systemen. Bekanntlich grandios gescheitert! Doch nun zu unserem Lebensmitteleinzelhandel (LEH): Je mehr ökologisch erzeugte Lebensmittel ihren Weg in die Normalo-Regale der Viererbande mit über 70% Marktanteil finden, desto eher kommt die Frage auf, was macht dieser Trend mit den Bio-Lebensmitteln und denen, die sie erzeugen? Und sind neue 100%-Bio-Filialisten bzw. deren Großhandel anders und besser?

Eine weitere Verbreitung und eine deutlich höhere Verfügbarkeit klingen ja im ersten Moment schon mal gut. Selbst Drogeriemarktketten bauen ihre Bio-Schienen aus. Spricht man mit Erzeugern und Verbandsmitgliedern, die diesen Weg gehen, so sind die Zwischentöne deutlich dissonanter. Von einem partnerschaftlichen Umgang keine Spur. Begriffe wie Werbekostenzuschüsse oder Listing-Gebühren haben schon lange ihren Weg ins allgemeine Verbraucherwissen gefunden. Doch wie tief die Grundeinstellung „..was bringst du mit, um mit mir ins Geschäft zu kommen?“ mittlerweile im genetischen Code der Einkäufermenschen verankert ist, wird nur noch von der Erotik der dritten Nachkommastelle übertroffen, die z.B. den noch lebenden Lidl-Gründer umtreibt.

Geschmacksqualität, samenfest, achtsam, partnerschaftlich, das interessiert einen Einkäufer null komma null. Ohne Nachkommastelle. Frisch und nett aussehen und billig und Warenumschlag und weg, das zählt.
Das neue Lieferketten-Gesetz verbietet zwar die Stornierung einer Salatbestellung z.B. 10 Tage vor der Ernte. In so einem Falle bliebe mangels Absatzalternativen nur noch die Biogasanlage oder das Unterpflügen. Doch die weitverbreitete Gepflogenheit, auch jahrelange Lieferbeziehungen in Millionenhöhe ohne irgendwelche schriftlichen Vereinbarungen zu pflegen, sieht nur auf den ersten Blick schön unbürokratisch aus. Konventionelle Landwirte, die z.B. im System der Fleischerzeugung unterwegs sind, kennen das schon lange: nicht das teurere Hühnerfutter der Tochterfirma des Hendlkönigs genommen und plötzlich hat man eine unerklärlich hohe Sterberate auf dem Weg zum Schlachthof. Dann zur nächsten Einstallung wieder das richtige Futter, alles zurück auf normal.
Auch ohne solche Methoden bleiben immer noch das nahende MHD um Lieferungen zu retournieren oder vorgenommene Abzüge beim Überschreiten bestimmter Umsatzschwellen. Oder die Wareneingangskontrolle ergab doch tatsächlich ein Nichteinhalten der Kältekette, Annahme verweigert, Lieferung zurück. Wir kriegen dich, wir dupfen dich; Lebensmittel lieben wir nur in der Werbung!

Der Blick auf diese Situation des „Mainstream-LEH“ bestärkt uns in unserem Engagement für neue Strukturen auch im Handel. Direktvermarktung, echte genossenschaftliche Organisationen, Einkaufsgemeinschaften, kleinteilige und inhabergeführte Läden zeigen tagtäglich wie ein partnerschaftlicher Umgang funktionieren kann. Und dass der Preis nie das Hauptargument sein darf. Es geht anders und immer mehr machen es anders!

Das Beispiel Food Hub, ein neuer, genossenschaftlich organisierter Mitmach-Supermarkt in Giesing setzt vieles um, was auch im Bio-Handel anders werden kann. Transparente Kalkulation, Nähe, ökologische Lebensmittel und die gleichzeitige Bequemlichkeit eines One-Stop-Shop – ein Supermarkt eben. Dafür darf man in der Genossenschaft Mitglied sein und einmal im Monat ein paar Stunden (oder blockweise) selbst mitarbeiten, um dort einkaufen zu können.
Eine Beteiligung ist nach wie vor möglich.
Food Hub München

Ein Wandel im Handel ist drin – wir haben schon mal angefangen!
Einen weiterführenden Artikel gibt es in der aktuellen Ausgabe der
Fachzeitschrift aus dem Oekom Verlag, der dort auch als pdf. bestellt werden kann.
Ökologie und Landbau

Beteiligungsmodelle
Die Beteiligung an unseren Einkaufsgemeinschaften ist ein unmittelbarer Weg, die Höfe bei einer fairen Preisgestaltung zu unterstützen.
Mittels Genussrechtsbeteiligungen entstehen langjährige Beziehungen zwischen Erzeuger und Verbraucher, die zu nachhaltigen Entwicklungen der Betriebe führen.
Hier die Links zu den aktuellen Projekten unserer Mitgliedsbetriebe, bitte direkt Kontakt aufnehmen:

Leitzachtaler Ziegenhof
Leitzachtaler Ziegenhof
Genussrechte Leitzachtaler Ziegenhof

Lokalbäckerei Brotzeit
Lokalbäckerei Brotzeit

Haderner Bräu
Biobrauerei Haderner

Termine/Aktionen

03.09. 19:30 Uhr – 21:45 Uhr via Zoom
Online-Fachgespräch mit Bundestagskandidat*innen.
Wege zu einer zukunftsfähigen bäuerlichen Landwirtschaft. Welche Lösungsansätze bieten die Parteien betreffs Tierhaltung, Futtermitteln, Ernährung, Ökolandbau und Gentechnik.
Anmeldungen bitte bis spätestens 01.09. an Marion Betzler
landwirtschaft@bund-naturschutz.de
Agrarbündnis Bayern

28.08. – 10.10.2021  
Bioerlebnis Tage
Gestern zum Start Auszeichnungen für hervorragende Verdienste im Ökolandbau, u.a. an Bernadett Lex, vom Biohof Lex (Fördermitglied der Genussgemeinschaft)
Herausragende Persönlichkeiten im Ökolandbau ausgezeichnet

18.09. – 31.10.2021
Klimaherbst München

25.11.2021
Bodentag 2021
der Interessengemeinschaft gesunder Boden e.V.
als Hybrid Veranstaltung, Anmeldung ab sofort.
Motto „Wasser und Landwirtschaft“
Die Genussgemeinschaft Städter und Bauern e.V. ist Fördermitglied
und nimmt online teil.
Interessengemeinschaft gesunder Boden e.V.

 
Sonnige Grüße und einen guten September

Markus Hahnel
Marlene Hinterwinkler

 
PS Hinweis in eigener Sache
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.



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